25. Juli 2025 / Aus aller Welt

Achter Luchs im Schwarzwald: Das ist Martins Aufgabe

Mehr als 180 Jahre galten Luchse in Baden-Württemberg als ausgerottet. Nun wächst die Population wieder. Was hinter dem Auswilderungsprojekt steckt.

Luchse sind an ihren Pinselohren zu erkennen. (Symbolbild)
von dpa

Martin meidet Menschen und Hunde, hat gute Gene und weiß ganze Tierkörper zu zerlegen. Nun soll der Luchs im Schwarzwald für Nachwuchs sorgen. Dafür wurde das einjährige Tier ausgewildert. 

Damit ist die Zahl der Luchse im Schwarzwald auf acht gestiegen. «Wir hoffen sehr, dass sich auch Martin gut zurechtfindet», sagte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

Projekt soll Luchsbestand erhöhen

Weil Luchse in Europa stark bedroht sind, wurde 2023 das auf vier Jahre angelegte Projekt «Luchs Baden-Württemberg» ins Leben gerufen. Ziel ist es laut dem Ministerium für Ländlichen Raum, den Luchsbestand zu stützen und die notwendige Akzeptanz für den Luchs in Baden-Württemberg zu fördern. 

«Der Luchs Martin kann dazu beitragen, dass diese faszinierende Tierart den Schwarzwald wie einst wieder dauerhaft besiedelt», erklärte Minister Peter Hauk (CDU) laut in Stuttgart verbreiteter Mitteilung.

Weitere Auswilderungen geplant

Ende 2024 hat das Projektteam Luchskatze Verena und Luchskuder Reinhold im Nordschwarzwald ausgewildert. «Beide Tiere haben sich sehr gut im Gebiet etabliert», sagte Projektleiterin Eva Klebelsberg von der FVA. Weitere fünf Kuder, also männliche Tiere, sind auf natürlichem Weg zugewandert. 

Die erste ausgewilderte Luchskatze Finja starb vor einem Jahr an der für die Tiere sehr seltenen Infektionskrankheit Staupe. Bis Ende 2027 sollen im Zuge des Projekts etwa zehn, vornehmlich weibliche, Tiere ausgewildert werden.

Die Artenschutzreferentin Alexandra Ickes vom Naturschutzbund Nabu betonte: «Für eine Stabilisierung der Luchspopulation in Baden-Württemberg benötigen wir neben mehr Weibchen – aktuell ist Verena im Schwarzwald die einzige Katze unter sieben Kudern – dringend mehr Grünbrücken über für Wildtiere gefährliche Verkehrswege.» Seit 2024 seien drei Luchse auf Straßen im Land verendet. 

Das steht auf dem Speiseplan

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte Katze Europas. Die Tiere werden laut Wildtierportal Baden-Württemberg 80 bis 110 Zentimeter lang und haben eine Schulterhöhe von bis zu 60 Zentimetern. Sie lebten im Wald, seien überwiegend nachtaktiv, Einzelgänger und brauchen sehr viel Platz. 

Ihr Nahrungsspektrum besteht den Angaben zufolge nur aus Fleisch und reicht von der Maus bis zum Rothirsch(kalb). Hauptbeute seien Rehe.

Martin soll auch der Forschung dienen

Martin wurde im Juni 2024 im Tiergarten Nürnberg geboren. Seit März lebte er in einem extra eingerichteten Gehege im Tierpark Oberwald des Karlsruher Zoos. Die dort gehaltenen Tiere haben nur minimalen Kontakt zu Menschen, um sie bestmöglich auf ein Leben in freier Natur vorzubereiten. 

Die Tierärzte haben Martin vor der Auswilderung gründlich untersucht und geimpft. Er wurde mit einem Sender ausgestattet. Die Wissenschaft soll so mehr Erkenntnisse darüber bekommen, wie Luchse ihren Lebensraum nutzen. 

«Vor über 180 Jahren wurde der letzte Luchs in Baden-Württemberg ausgerottet. Nun können wir endlich seine Rückkehr feiern», erklärte Sybille Klenzendorf von der Naturschutzorganisation WWF Deutschland, die das Auswilderungsprojekt unterstützt. Bislang gebe es in Deutschland nur drei ständige Luchsvorkommen: im Pfälzer Wald, im Harz und im Bayerischen Wald.


Bildnachweis: © Daniel Karmann/dpa
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