Steht uns ein sogenannter «Jahrhundertwinter» mit viel Schnee und Kälte bevor? Derzeit kursieren Meldungen, die darüber spekulieren. Dabei kommt etwa eine mögliche Abschwächung des Polarwirbels und eine beginnende Phase des kühlenden Klimaphänomens La Niña zur Sprache. Doch bei so frühen Prognosen ist Vorsicht geboten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bremst: Eine Winterprognose sei aktuell noch «sehr unsicher». Zwar erstellen meteorologische Dienste wie der DWD hierzulande sogenannte Jahreszeitenvorhersagen, diese liefern jedoch keine konkreten Wetterdaten für einzelne Tage oder Wochen. Stattdessen beruhen sie auf Wahrscheinlichkeiten für klimatische Tendenzen über einen Zeitraum von etwa drei Monaten. Es handelt sich dabei also nicht um klassische Wetterprognosen, sondern um langfristige Vorhersagen, die auf komplexen Klimamodellen basieren. Saisonale Vorhersagen beschreiben klimatische Tendenzen über drei Monate hinweg und unterscheiden sich deutlich von der täglichen Wettervorhersage. Zwar lassen sich daraus Hinweise auf mögliche Entwicklungen ableiten, doch die Aussagekraft bleibt begrenzt. «Insgesamt gibt es zwischen den verschiedenen Modellen der Weltorganisation für Meteorologie große Unterschiede bei der Vorhersage des Polarwirbels, der Bodenluftdruckfelder und der Nordatlantischen Oszillation», antwortet der DWD auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Viele Modelle sagen für den Winter 2025/2026 einen schwachen Polarwirbel in der Stratosphäre vorher.» Ein schwacher Polarwirbel könne zeitlich und räumlich versetzt eine großräumige Veränderung troposphärischer Zirkulationsmuster nach sich ziehen. Damit könnten arktische Luftmassen in den Süden vordringen und das Winterwetter bestimmen. «Ob solche Kaltlufteinbrüche über Europa ausbrechen, kann lediglich ein paar Wochen im Voraus vorhersagt werden», betont der DWD. «Von einem "Jahrhundertwinter" kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht gesprochen werden.» Die DWD-Prognose lautet stattdessen: «Die aktuelle Temperaturvorhersage zeigt für Deutschland eine starke Tendenz (86 %) für einen normalen bis wärmeren Winter (Dezember bis Februar) im Vergleich zum Durchschnitt der Winter im Zeitraum 1991 bis 2020.» Der DWD betont aber: «Die Vorhersagequalität der saisonalen Klimavorhersage ist schlecht.» Lara Wallberg vom Max-Planck-Institut für Meteorologie fällt eine positivere Bewertung: «Saisonale Vorhersagen für den europäischen Winter bleiben eine anspruchsvolle Aufgabe, sind aber im Vergleich zu anderen Jahreszeiten relativ am zuverlässigsten und haben sich besonders in den letzten Jahren merklich verbessert.» Großräumige Tendenzen – etwa ein eher milder oder kälter verlaufender Winter – ließen sich zunehmend konsistenter abbilden. Doch auch Wallberg unterstreicht: «Dennoch bleiben Unsicherheiten aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozean und Stratosphäre bestehen, auch wenn verbesserte Modelle heute realistischere Wahrscheinlichkeitsabschätzungen als früher liefern.» Insgesamt seien saisonale Temperaturprognosen für den europäischen Winter mäßig zuverlässig, während Niederschlagsvorhersagen oft nur geringe Aussagekraft hätten. «Dennoch sind saisonale Wintervorhersagen wertvoll, weil sie wahrscheinliche Trends aufzeigen, die für Energieplanung, Landwirtschaft oder Straßen- und Katastrophenmanagement genutzt werden können.»Sind solche Vorhersagen weit im Voraus aussagekräftig?
Was lässt sich schon über diesen Winter sagen?
Sind langfristige Prognosen nicht besser geworden?
Bildnachweis: © Armin Durgut/AP/dpa
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Berichte über kommenden «Jahrhundertwinter» – was ist dran?
Kälte, Schnee und Spekulationen: Was steckt hinter Berichten über einen nahenden extremen Winter? Experten warnen vor voreiligen Schlüssen.
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