23. Februar 2023 / Aus aller Welt

Dutzende Arten leben nur noch in Zoos: «Herkulesaufgabe»

Unzählige Arten in der Tier- und Pflanzenwelt sind vom Aussterben bedroht. Einige von ihnen kommen nur noch in Zoos oder Saatgutbanken vor. Experten schlagen nun Alarm.

Experten sehen in der Auswilderung bedrohter Arten, die statt in freier Wildbahn nur noch in Zoos und ähnlichen Einrichtungen vorkommen, eine enorme Herausforderung - zu diesen Arten gehör...
von dpa

Experten sehen in der Auswilderung von Dutzenden bedrohten Arten, die nur noch in Zoos und ähnlichen Einrichtungen vorkommen, eine enorme Herausforderung. «Trotz heldenhafter Anstrengungen kommt Scheitern genauso häufig vor wie Erfolg», sagte der Wissenschaftler Donal Smith vom Londoner Institute of Zoology (ZSL) einer Mitteilung zufolge.

Smith veröffentlichte gemeinsam mit Kollegen im Fachmagazin «Science» eine Bestandsaufnahme der 84 Tier- und Pflanzenarten, die 2022 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als in der freien Wildbahn ausgestorben galten und nur noch in Zoos, Aquarien, botanischen Gärten oder Saatgutbanken vorkommen.

«Ohne die Artenschutzbemühungen dieser engagierten Organisationen hätten wir bereits Arten wie die Säbelantilope, mehrere polynesische Baumschnecken und den gelb blühenden Toromiro verloren», so Smith mit Blick auf Arten, die es in der Wildnis nicht mehr gibt. Fälle wie jener des Europäischen Bisons zeigten sogar, dass Arten, die einst auf eine kleine Population unter menschlicher Obhut beschränkt gewesen seien, sich dank entsprechender Projekte auch wieder in freier Wildbahn ausbreiten könnten.

Forderung nach mehr Schutz für Arten in Obhut

Während es von einigen der nur in menschlicher Obhut lebenden registrierten Arten noch einige Tausend Tiere oder Pflanzen gibt, sind es bei anderen nur noch eine Handvoll. Den Forschern zufolge werden die Arten weniger überwacht und häufig übersehen, da sich der Fokus oft eher auf bedrohte Arten richtet, die noch in der Wildnis vorkommen. Das zeige sich auch daran, dass seit 1950 elf Arten unter menschlicher Obhut ausgestorben seien. Nur zwölf hätten den Status als Wildtiere oder -pflanzen wiedererlangt. Smith und seine Kollegen fordern, den Artenschutz in diesem Bereich deutlich zu stärken.

Nach ihren eigenen Angaben ist die vorliegende umfassende Bestandsaufnahme die erste ihrer Art. Die Forscher fanden dabei, dass einige der in der Roten Liste als in freier Wildbahn ausgestorben bezeichneten 40 Tier- und 44 Pflanzenarten in verschiedener Hinsicht falsch eingestuft waren, so dass sich die Zahl etwas reduzierte. Insgesamt kommen sie jedoch zu einem klaren Fazit. Es gebe viele Möglichkeiten, das Aussterben in der Wildnis zu verhindern oder dort verschwundene Arten zurückzubringen, «und wir müssen sie ergreifen».

«Es ist eine Herkulesaufgabe, alle in der Wildnis ausgestorbenen Arten wieder auszuwildern, was letztlich alle Zoos, Aquarien, botanischen Gärten und Saatgutbanken weltweit anstreben», räumt Mitautor Axel Moehrenschlager von der Weltnaturschutzunion (IUCN) jedoch ein. Angesichts der Klimakrise und dem Verlust der Artenvielfalt würden diese Einrichtungen zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen.


Bildnachweis: © Lino Mirgeler/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Schöffinnen und Schöffen gesucht
Allgemeines

Wer möchte sich vom 01.01.2024 bis zum 31.12.2028 für das Schöffenamt engagieren?

weiterlesen...
Mann soll als falsche Escort-Dame Kunden erpresst haben
Aus aller Welt

Er habe gedacht, «dass es nicht so schlimm ist»: Knapp 5000 Euro Beute soll ein Mann gemacht haben, indem er sich als Escort-Dame ausgab. Dabei drohte er auch mit einer Entführung.

weiterlesen...
21-Jährige stirbt nach Unfall bei Rosenmontagsumzug in Halle
Aus aller Welt

Ein Karnevalswagen hatte die junge Frau erfasst - der Umzug in Halle war nach dem Unglück abgebrochen worden. Die Polizei ermittelt das genaue Unfallgeschehen.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Geberkonferenz: Sieben Milliarden Euro für Türkei und Syrien
Aus aller Welt

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat ganze Regionen zerstört. Der Wiederaufbau wird eine riesige Aufgabe. Bei einer Geberkonferenz in Brüssel zeigt sich die Weltgemeinschaft entschlossen.

weiterlesen...
EU-Kommission: Dürre beginnt in Süden und Westen der EU
Aus aller Welt

Auch Europa könnte ein extremer Sommer in diesem Jahr bevorstehen, schätzen Experten. Die Auswirkungen der Dürre sind in Italien, Spanien und Frankreich laut EU-Kommission bereits jetzt spürbar.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Geberkonferenz: Sieben Milliarden Euro für Türkei und Syrien
Aus aller Welt

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat ganze Regionen zerstört. Der Wiederaufbau wird eine riesige Aufgabe. Bei einer Geberkonferenz in Brüssel zeigt sich die Weltgemeinschaft entschlossen.

weiterlesen...
EU-Kommission: Dürre beginnt in Süden und Westen der EU
Aus aller Welt

Auch Europa könnte ein extremer Sommer in diesem Jahr bevorstehen, schätzen Experten. Die Auswirkungen der Dürre sind in Italien, Spanien und Frankreich laut EU-Kommission bereits jetzt spürbar.

weiterlesen...