Auch am Tag nach dem Flugzeugabsturz in Nepal sind keine Überlebenden gefunden worden. Bislang fanden Bergungsteams die Leichen von 69 der 72 Menschen an Bord. Das Wrack liegt bei einer 300 Meter tiefen Schlucht in der Stadt Pokhara, wie der Koordinator der Rettungsarbeiten der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es ist das schwerste Luftverkehrsunglück seit drei Jahrzehnten in dem armen Land. Die Leichen sollten nach der Identifizierung an die Angehörigen übergeben werden. Die Blackbox sei gefunden worden, Ermittlungen zur Unfallursache dauerten an, hieß es von der nepalesischen Zivilluftfahrtbehörde. Die Maschine habe keinen Notruf abgesetzt. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das einer der Passagiere in der abstürzenden Maschine gefilmt haben soll. Es soll als Facebook-Video gestreamt worden sein und die letzten anderthalb Minuten vor dem Absturz zeigen. Zu sehen sind zunächst mehrere lachende Menschen im Flugzeug und ein Blick aus dem Fenster. Der Landeanflug scheint ruhig, dann ist plötzlich Feuer zu sehen. Laut Faktencheck-Team der dpa stimmt der Flugverlauf, soweit er bei dem Blick aus dem Flugzeugfenster erkennbar ist, mit den behördlichen Angaben überein. dpa hat außerdem einen Mann kontaktiert, dessen Name auf der behördlichen Liste der Kontaktpersonen stand. Er bestätigte, dass einer der Männer im Video sein Freund gewesen sei und die gleiche Kleidung wie vor dem Abflug getragen habe. Bei Regionalfliegern wie bei der verunglückten Maschine sei es weltweit unüblich, dass man das Mobilnetz während des Fluges benutzen dürfe, sagte der Gründer und Geschäftsführer des Flugunfallbüros Jacdec in Hamburg, Jan-Arwed Richter, der eine Datenbank zu weltweiten Flugzeugunfällen führt. In den 90er Jahren sei die Handynutzung in Flugzeugen verboten worden, weil es Zwischenfälle gegeben habe, bei denen die Bordelektronik von den Funkwellen der Handys beeinflusst worden sei. Seit den 90er Jahren seien aber keine Fälle dieser Art gemeldet worden. Bei einigen Fluggesellschaften ist die Nutzung des Mobilfunknetzes während des Fluges inzwischen erlaubt. Die Maschine der nepalesischen Yeti Airlines verunglückte am Sonntagmorgen auf dem etwa halbstündigen Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und Pokhara beim Landeanflug, wie es von der Zivilluftfahrtbehörde hieß. An Bord seien den Angaben zufolge neben 53 Fluggästen aus Nepal auch Menschen aus Indien, Russland, Südkorea, Australien, Argentinien, Frankreich und Irland gewesen. Ein Sprecher des irischen Außenministeriums stellte dann klar, dass es sich bei dem irischen Passagier tatsächlich um einen Brite gehandelt habe. Pokhara ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren im Himalaya, unter anderem zum Annapurna-Massiv, einer beliebten Wanderregion. In Nepal gibt es immer wieder Flugzeugabstürze. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sich dort viele der welthöchsten Berge befinden, darunter der Mount Everest, und sich Wetterverhältnisse schnell ändern können. Die Sicherheitsaufsicht der nepalesischen Luftfahrtbehörden ist aus Sicht der EU nicht ausreichend. Wegen Sicherheitsbedenken dürfen nepalesische Fluggesellschaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen. Auch die Fluggesellschaft Yeti Airlines, für die die Unglücksmaschine im Einsatz war, steht wegen Sicherheitsbedenken auf einer schwarzen Liste der EU. In Nepal vergeht kaum ein Jahr ohne einen Toten bei einem Flugzeugabsturz, sagte Flugunfallexperte Richter. Im vergangenen Jahr stürzte ein Passagierflugzeug auf der Flugroute Pokhara-Jomsom ab, 22 Menschen starben, darunter 2 Hessen. Und bei einem Unglück 1992 zerschellte ein Airbus A300 B4 der Pakistan International Airlines wegen zu niedriger Flughöhe beim Anflug auf Kathmandu an einem Berg. Keiner der 167 Insassen überlebte. Bei der nun verunglückten Maschine handelte es sich um eine ATR 72-500, ein Regionalverkehrsflugzeug für Kurzstrecken. Die zweimotorigen ATR-72-Maschinen sind auch an anderen Orten auf der Welt im Einsatz. Die Flotte der Yeti Airlines bestand nach Unternehmensangaben aus sechs Fliegern dieses Typs. Die französisch-italienische Firma Avions de Transport Régional (ATR), ein Joint Venture von Airbus und Leonardo, teilte mit, sie unterstütze die Untersuchungen zum Absturz. Die nepalesische Regierung erklärte angesichts des Unglücks den Montag zum nationalen Trauertag.Faktencheck: Kursierendes Video
Absturz beim Landeanflug
Unsicherer nepalesischer Luftraum
Picture credit: © Yunish Gurung/AP/dpa
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Flugzeugabsturz in Nepal: Keine Überlebenden gefunden
Die Unfallursache für den Flugzeugabsturz mit Dutzenden Toten in Nepal ist weiterhin unklar. Ein online kursierendes Passagiervideo soll die letzten schrecklichen Momente der Absturzmaschine zeigen.
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