16. Januar 2023 / Aus aller Welt

Europas Adel nimmt Abschied vom letzten König Griechenlands

Tausende Bürgerinnen und Bürgern erwiesen dem Ex-König die letzte Ehre. An der Trauerfeier in Athen nahmen auch fast alle Königsfamilien Europas teil.

Aus England ist Prinzessin Anne zur Beerdigung gekommen.
von Takis Tsafos, dpa

Tausende Griechinnen und Griechen und fast alle Königshäuser Europas und andere Adlige haben in Athen Abschied von Griechenlands verstorbenem Ex-König Konstantin II. genommen. Um die orthodoxe Kathedrale im Zentrum Athens hatten sich am Montag Tausende Menschen versammelt, die dem Ex-König die letzte Ehre erwiesen. Als der Sarg nach der Trauerfeier aus der Kirche getragen wurde, stimmten viele Menschen die griechische Nationalhymne an, wie das Fernsehen zeigte.

Da die Monarchie in Griechenland 1974 per Volksabstimmung abgeschafft worden war, ist Konstantin II. als Privatmann beerdigt worden. Die Fahnen wehten nicht auf Halbmast und es gab keine militärischen Ehren wie es bei Beerdigungen von ehemaligen Staatsoberhäuptern in Griechenland üblich ist. Dies beschloss die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis.

An der Trauerfeier nahmen Adlige aus elf Staaten teil. Gesichtet wurden die Königspaare Dänemarks, Spaniens, Belgiens, Schwedens und der Niederlande. Großbritannien wurde von der Schwester des Königs Charles III., Prinzessin Anne, vertreten. Auch zahlreiche Thronfolger sowie andere Adlige aus Luxemburg, Monaco und Mitglieder ehemaliger Königshäuser Europas wie Serbiens, Rumäniens und Bulgariens nahmen an der Trauerfeier teil, berichtete der staatliche Rundfunk.

Wiedersehen von Sofia und Juan Carlos

Bei der Trauerfeier trafen auch die spanische Königsmutter Sofia und Spaniens Ex-König Juan Carlos aufeinander. Die beiden haben sich nach zahlreichen Finanzskandalen und außerehelichen Affären von Juan Carlos entfremdet. Juan Carlos lebt im Exil.

Wie das griechische Fernsehen zeigte, wechselten die beiden am Montag kaum ein Wort und schauten sich fast gar nicht an. Zuletzt waren sie Mitte September 2022 bei der Trauerfeier für Queen Elizabeth gemeinsam fotografiert worden. Sofia ist die Schwester von Konstantin II. Sie hatte Juan Carlos 1962 geheiratet.

Fataler politischer Fehler

Die Zeit, in der Konstantin II. in Griechenland König war, stand unter einem schlechten Stern. Bei seiner Thron-Besteigung 1964 mit 23 Jahren war er einer der jüngsten Monarchen Europas. Der damals noch unerfahrene junge Mann verwickelte sich schnell in Streitigkeiten mit der politischen Führung und beging einen fatalen politisch Fehler, als am 21. April 1967 in Griechenland eine Militär-Gruppe putschte: Er ließ sich mit den Putschisten fotografieren und billigte per Unterschrift die Bildung einer Militärregierung. Er erklärte, er wollte damit einen Bürgerkrieg und ein Blutvergießen abwenden.

Ein Gegenputsch, den er im Dezember 1967 organisiert hatte, scheiterte kläglich. Konstantin ging ins Exil. Viele Griechen haben ihm die Einmischung ins politische Leben und die anfängliche Duldung der Diktatur (bekannt unter dem Namen Obristenjunta 1967-1974) nie verziehen. Nach der Wiederherstellung der Demokratie wurde die Monarchie in Griechenland im Dezember 1974 per Volksabstimmung abgeschafft.

Es folgten schmerzhafte Jahre des Streits mit seinem Heimatland. Er wurde enteignet und erst nach einem Beschluss des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus dem Jahr 2000 entschädigt. Danach normalisierte sich das Verhältnis sowohl mit den Regierungen als auch mit den Griechen. Konstantin kaufte sich eine Villa auf der Halbinsel Peloponnes und verbrachte mehrere Monate des Jahres in der Heimat. Viele Menschen grüßten ihn und es kam kaum zu negativen Reaktionen.

«Es waren schöne Zeiten. Wir waren jung»

Sein Leben als Kronprinz war turbulent. Bereits in jungen Jahren geriet er in den Schlagzeilen. Bekannt ist das Playboy-Leben des jungen Kronprinzen. Altgediente Journalisten erzählen noch heute von heimlichen Treffen mit einer erfolgreichen Schauspielerin. «Es waren schöne Zeiten. Wir waren jung», hatte er in einem TV-Interview gesagt, ohne Details zu nennen. Mit seiner Mutter soll er deshalb viel Streit gehabt haben.

Konstantin war auch im Sport erfolgreich: Bei den Olympischen Spielen in Rom gewann er 1960 die Goldmedaille zusammen mit zwei anderen griechischen Seglern in der damaligen Drachen-Klasse. Die Medaille wurde zusammen mit seinen anderen Auszeichnungen während er Trauerfeier gezeigt.

Für die bürgerlich-konservative Regierung in Athen waren Trauerfeier und Beerdigung ein politischer Balanceakt. Da in Griechenland bis spätestens Juli Parlamentswahlen stattfinden müssen, wollte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis die Wähler der politischen Mitte, die von der Königsfamilie nichts wissen wollen, nicht ärgern. Deswegen wurde Konstantin II. als Privatmann beerdigt.

Gleichzeitig aber erlaubte er, dass die Trauerfeier in der Kathedrale von Athen stattfand, wo alle Trauermessen für politisch wichtige ehemalige Persönlichkeiten des Landes stattfinden. Damit war zumindest ein Teil der wenigen noch existierenden Royalisten in Griechenland zufrieden.

Konstantin II. war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Der Gesundheitszustand des Ex-Monarchen hatte sich nach einem Hirnschlag schlagartig verschlechtert. Die Beerdigung sollte im Sommerpalast der ehemaligen königlichen Familie im Norden Athens stattfinden. Dort befinden sich die Gräber fast aller Vorfahren von Konstantin. Von seinem Grab aus kann man das Ägäische Meer sehen, dort wo er immer wieder segelte. Die Stelle hatte er selbst ausgesucht, wie er einst bei einem Besuch im Sommerpalast sagte.


Picture credit: © Petros Giannakouris/AP/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Earth Hour 2024 am 23. März auch in Erkelenz
Aktuelle Nachrichten

Nicht wundern, heute Abend ist Earth Hour - daher geht zwischen 20.30 Uhr und 21.30 Uhr das Licht aus!

weiterlesen...
Einbruch in Mehrfamilienhaus
Polizeimeldungen

Erkelenz (ots) - Zwischen 10.30 Uhr und 12 Uhr drangen Einbrecher am Donnerstag (21. Mär

weiterlesen...
Tageswohnungseinbruch
Polizeimeldungen

Erkelenz-Katzem (ots) - Am Dienstagnachmittag (26. März) drangen Einbrecher zwischen 14.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Großeinsatz an Wuppertaler Gymnasium nach Notruf
Aus aller Welt

Vor acht Wochen kam es in Wuppertal an einem Gymnasium zu einer Amoktat mit acht Verletzten. Jetzt gab es wieder einen Alarm an einer Schule. Die Abi-Prüfungen werden unterbrochen.

weiterlesen...
WHO empfiehlt nach Vogelgrippe-Fund pasteurisierte Milch
Aus aller Welt

Nach der Entdeckung des Vogelgrippevirus in unpasteurisierter Milch in den USA taucht die Frage auf: wie sicher ist Milch? Die WHO empfiehlt pasteurisierte Produkte.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Großeinsatz an Wuppertaler Gymnasium nach Notruf
Aus aller Welt

Vor acht Wochen kam es in Wuppertal an einem Gymnasium zu einer Amoktat mit acht Verletzten. Jetzt gab es wieder einen Alarm an einer Schule. Die Abi-Prüfungen werden unterbrochen.

weiterlesen...
WHO empfiehlt nach Vogelgrippe-Fund pasteurisierte Milch
Aus aller Welt

Nach der Entdeckung des Vogelgrippevirus in unpasteurisierter Milch in den USA taucht die Frage auf: wie sicher ist Milch? Die WHO empfiehlt pasteurisierte Produkte.

weiterlesen...