29. März 2023 / Aus aller Welt

Japans Alte sterben oft vereinsamt

Einsamer Tod, «Kodokushi», ist in Japan ein ernstes gesellschaftliches Problem. Immer mehr Menschen leben als Folge der Überalterung und veränderter Lebensgewohnheiten allein.

In Japan schrumpft die Bevölkerung und altert im Rekordtempo.
von dpa

Im rasant alternden Japan sterben immer mehr Menschen einen einsamen Tod. Weil sich keine Angehörigen finden, die sich um die Toten kümmern, müssen nicht nur immer mehr Kommunalverwaltungen die Kosten für die Einäscherung übernehmen. Auch die Lagerung der Urnen wird zum Problem, weil sie niemand abholt, wie die japanische Zeitung «Asahi Shimbun» unter Berufung auf das Innenministerium berichtete.

Um sich ein genaueres Bild von dem wachsenden Problem zu machen, führte das Ministerium erstmals eine Umfrage durch. Demnach horten Gemeinden die sterblichen Überreste von geschätzt etwa 60.000 Toten - wobei nicht alle der nicht abgeholten Gebeine gezählt würden.

«Kodokushi» (Einsamer Tod) ist in Japan seit längerem ein ernstes gesellschaftliches Problem. Die Bevölkerung schrumpft und altert im Rekordtempo. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Geburten erstmals unter die Marke von 800.000 Babys, zugleich stieg die Zahl der Sterbefälle auf das Rekordhoch von rund 1,6 Millionen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist inzwischen älter als 65 Jahre. Während sich in früheren Zeiten die Jüngeren um die Alten kümmerten, geht der Trend heute zur Kernfamilie. Zugleich leben immer mehr Menschen als Folge der Überalterung und veränderter Lebensgewohnheiten allein. Von diesem Trend sind Millionen Seniorinnen und Senioren betroffen.

Prognosen zufolge wird fast ein Fünftel aller japanischen Haushalte 2040 aus alleinstehenden alten Menschen bestehen. Experten rufen zu verstärkter Hilfe für ihre Betreuung auf. So haben Seniorinnen und Senioren mit niedrigen Einkommen oft Probleme, in Sozialwohnungen unterzukommen. Laut der erstmaligen Erhebung des Innenministeriums starben zwischen April 2018 und Oktober 2021 fast 106.000 Menschen ohne Angehörige. Etwa die Hälfte sei mittellos gewesen, weswegen die Gemeinden die Bestattungskosten übernehmen mussten. In anderen Fällen verweigerten die Banken die Auszahlung aus Konten der Verstorbenen.


Bildnachweis: © kyodo/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Tageswohnungseinbruch
Polizeimeldungen

Erkelenz-Katzem (ots) - Am Dienstagnachmittag (26. März) drangen Einbrecher zwischen 14.

weiterlesen...
Übeltäter Feinstaub: Verpesten Osterfeuer die Luft?
Aus aller Welt

Viele Menschen freuen sich über den Anblick eines lodernden Osterfeuers. Doch dem Brauch wird auch nachgesagt, er treibe die Feinstaubbelastung in die Höhe. Was ist dran? Ein Faktencheck.

weiterlesen...
Cannabis für Erwachsene in Deutschland jetzt legal
Aus aller Welt

Erwachsene dürfen ab jetzt in Deutschland Cannabis anbauen, besitzen und konsumieren. Es ist das Ende einer gescheiterten Verbotspolitik, sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Suche nach sechsjährigem Arian an Land und im Wasser
Aus aller Welt

Seit Montagabend wird der sechsjährige Arian vermisst. Viele Menschen suchen nach dem autistischen Kind - an Land und im Wasser. Die Einsatzkräfte geben die Hoffnung nicht auf.

weiterlesen...
Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gestiegen
Aus aller Welt

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland steigt. Expertinnen sehen darin auch eine Ohnmacht in der Gesetzgebung.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Suche nach sechsjährigem Arian an Land und im Wasser
Aus aller Welt

Seit Montagabend wird der sechsjährige Arian vermisst. Viele Menschen suchen nach dem autistischen Kind - an Land und im Wasser. Die Einsatzkräfte geben die Hoffnung nicht auf.

weiterlesen...
Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gestiegen
Aus aller Welt

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland steigt. Expertinnen sehen darin auch eine Ohnmacht in der Gesetzgebung.

weiterlesen...