29. November 2024 / Aus aller Welt

JVA Gablingen: 17 Beschuldigte - darunter nun auch Leiterin

Verstörende Vorwürfe aus dem Gefängnis in Augsburg-Gablingen machen seit Wochen Schlagzeilen. Und der Skandal weitet sich aus.

Seit Wochen gibt es Vorwürfe gegen Mitarbeiter im bayerischen Justizvollzug. Die Zahl der Beschuldigten stieg nun auf 17. (Symbolbild)
von dpa

Der Skandal um die Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen weitet sich aus. Nach Vorwürfen von Häftlingen gegen Bedienstete des Gefängnisses ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch gegen die vorläufig vom Dienst freigestellte Leiterin der JVA. Insgesamt liege die Zahl der Beschuldigten damit inzwischen schon bei 17, teilte die Staatsanwaltschaft Augsburg mit. 

Gegen die suspendierte Leiterin laufe ein «Ermittlungsverfahren insbesondere wegen des Tatvorwurfs der Körperverletzung im Amt», hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Unterlagen und Datenträger sichergestellt

Durchsuchungsbeschlüsse seien erwirkt und zusammen mit der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg auch durchgeführt worden. Dabei wurden nach Angaben der Ermittlungsbehörde Unterlagen und Datenträger sichergestellt.

Bis zu einem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung. Nach Angaben des Justizministeriums wurde aber gegen alle 17 Beschuldigten des Ermittlungsverfahrens ein Verbot verhängt, die Dienstgeschäfte weiterzuführen und die JVA zu betreten.

Disziplinarverfahren gegen suspendierte Leiterin 

Die Leiterin war bereits Ende Oktober freigestellt worden. Damals hatte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) noch betont, dass sie nicht Beschuldigte in dem Ermittlungsverfahren sei und auch kein Disziplinarverfahren gegen sie laufe. Es gehe darum, die Aufklärung zu erleichtern, sagte der Minister damals. Inzwischen wurde aber ein Disziplinarverfahren eingeleitet, wie eine Ministeriumssprecherin sagte.

Klagen über Missstände in der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen machen seit Wochen Schlagzeilen. Dort soll es über einen längeren Zeitraum zu erheblichen Misshandlungen von Gefangenen bis hin zur Folter gekommen sein. Die Beschwerden kommen sowohl von Häftlingen als auch vom Personal, etwa einer Gefängnisärztin. Hauptsächlich gibt es den Verdacht, dass Häftlinge in sogenannten «besonders gesicherten Hafträumen» misshandelt worden sein könnten.

Gegen drei Mitarbeiter wird zudem ermittelt wegen des Verdachts der versuchten Strafvereitelung. Sie werden verdächtigt, eventuell Beweismittel geschreddert zu haben. 

Ministerium in der Kritik

Auch das bayerische Justizministerium geriet in die Kritik. Eisenreich räumte Mängel ein und sieht insbesondere das bisherige System der Überwachung von den Haftanstalten im Freistaat als unzureichend an. Im Ministerium wurde nach Bekanntwerden des Skandals eine Taskforce eingerichtet.

Und inzwischen wurden auch Vorwürfe gegen Beschäftigte in einem weiteren bayerischen Gefängnis bekannt: Es gibt auch Ermittlungen gegen Mitarbeiter der JVA Nürnberg wegen Körperverletzung und Beleidigung. Nach einer Anzeige seien Ermittlungen zunächst gegen Unbekannt aufgenommen worden, sagte ein Behördensprecher. Es gebe dort aber bislang «keine Hinweise auf eine systematische Misshandlung von Häftlingen».


Bildnachweis: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Alle Erkelenzer St. Martinszüge 2025
Aktuelle Nachrichten

Eine Übersicht über alle St. Martinsumzüge in den Erkelenzer Stadtteilen und umliegenden Dörfern (Stand: 29.10.25)

weiterlesen...
Freiheitsstatue wird online versteigert
Aktuelle Nachrichten

Die in Erkelenz vielbeachtete Freiheitsstatue vom Konrad-Adenauer-Platz wird im Rahmen einer Online-Auktion versteigert.

weiterlesen...
Tragischer Unfall nach Verabredung - Mann stirbt
Aus aller Welt

Ein 82-Jähriger wird nach einem Restaurantbesuch von einem Auto erfasst und mitgeschleift. Der Fahrer und der Senior kannten sich. Die Polizei ermittelt gegen den Fahrer.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Was der Nachweis von Polio-Wildviren im Abwasser bedeutet
Aus aller Welt

Eigentlich kommen Polio-Wildviren fast nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland gab es für den Erreger, der zu Kinderlähmung führen können, lange keinen Nachweis - bis jetzt.

weiterlesen...
«Operation Endgame» schaltet Schadsoftware ab
Aus aller Welt

Ermittler in der ganzen Welt haben zusammengearbeitet. Der Erfolg: «einer der gefährlichsten Stealer und einer der meistgenutzten Trojaner weltweit» wurden unschädlich gemacht.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Was der Nachweis von Polio-Wildviren im Abwasser bedeutet
Aus aller Welt

Eigentlich kommen Polio-Wildviren fast nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland gab es für den Erreger, der zu Kinderlähmung führen können, lange keinen Nachweis - bis jetzt.

weiterlesen...
«Operation Endgame» schaltet Schadsoftware ab
Aus aller Welt

Ermittler in der ganzen Welt haben zusammengearbeitet. Der Erfolg: «einer der gefährlichsten Stealer und einer der meistgenutzten Trojaner weltweit» wurden unschädlich gemacht.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner