25. Februar 2023 / Aus aller Welt

Dutzende Nachbeben binnen Stunden in der Türkei und Syrien

Erneut bebt im Südosten der Türkei und in Syrien die Erde. Nachwirkungen haben die starken Erdstöße von Anfang Februar auch für Bauverantwortliche, die offenbar geltende Regularien missachteten.

Ein Mann steht in Samandag in der Türkei zwischen Trümmern, während Bagger die Überreste eines zerstörten Gebäudes abtransportieren. Nach dem katastrophalen Beben am 6.2. kommt es in d...
von dpa

Die Erdbebenregion an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien kommt nicht zur Ruhe. Am Samstag traf ein Beben der Stärke 5,2 die zentralanatolische Provinz Niğde in der Türkei, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Das Epizentrum lag demnach im Bezirk Bor. Kurz zuvor hatte es nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD mehrere Beben der Stärke 4 gegeben. Angaben zu Opfern und Schäden gab es zunächst nicht.

Von syrischen Stellen wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 60 Nachbeben erfasst, wie das Erdbebenzentrum des Landes am Samstag mitteilte. Die Phase der Nachbeben könne noch zwei Jahre andauern, hieß es von AFAD. Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Darauf folgten nach türkischen Angaben bereits mehr als 9000 Nachbeben.

Für Istanbul wird es teuer

Die Zahl bestätigter Todesopfer in den beiden Ländern stieg inzwischen auf mehr als 50.000. Für Istanbul ist diese Zahl eine Vorwarnung: Experten halten ein Beben dort mit einer Magnitude von bis zu 7,4 für überfällig. Nötig sei ein schnelles Bauprogramm für mehr Erdbebensicherheit im Wert von etwa 30 bis 40 Milliarden Dollar, sagte Istanbuls Bürgermeister Ekrem İmamoğlu am Samstag. «Der Betrag ist dreimal so hoch wie das Jahresbudget der Stadt Istanbul, aber wir müssen bereit sein, bevor es zu spät ist.» Kürzlich waren bereits fast 100 Schulgebäude aufgrund von Baurisiken geschlossen worden, die nun erdbebensicher gemacht werden sollen.

Die Region Istanbul ist Teil des Nordanatolischen Verwerfungssystems, einer großen tektonischen Plattengrenze, die für zerstörerische Erdbeben mit vielen Opfern bekannt ist. In der Megacity leben nach offiziellen Angaben 16 Millionen Menschen, nach inoffiziellen Schätzungen sogar 20 Millionen. Es gebe rund 1,6 Millionen alte, nicht erdbebensicher gebaute Gebäude, hatte Nusret Suna von der Istanbuler Bauingenieurskammer kürzlich gesagt.

Mehr als 180 Festnahmen

Die Behörden hätten versäumt, alte Häuser erdbebensicher zu sanieren, hatte Suna kritisiert. Und selbst nach 1999 gebaute Gebäude seien trotz seither geltender Regularien oft nicht sicher, weil diese aus Profitgier häufig missachtet würden. Mit entsprechend katastrophalen Folgen sei bei einem starken Beben für Istanbul zu rechnen.

Der türkische Justizminister Bekir Bozdağ teilte am Samstag mit, dass mindestens 184 Menschen unter Verdacht fahrlässigen Handelns in Bezug auf bei den Erdbeben eingestürzte Gebäude festgenommen worden seien. Etliche Gebäude in der betroffenen Region im Südosten des Landes waren nicht erdbebensicher gebaut worden. Kritik wurde laut, die Einhaltung geltender Baustandards sei oft nicht kontrolliert worden.

Unzählige Gebäude hatten den verheerenden Erdbeben von Anfang Februar nicht standgehalten. Nach Angaben der türkischen Regierung wurden mehr als 173.000 Gebäude in 11 Provinzen des Landes zerstört. Fast zwei Millionen Menschen hätten ihr Obdach verloren.

Visa-Vergabe

Indes hat Deutschland für die Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien seit Mitte Februar bis Freitag Hunderte Visa ausgestellt. Dabei handele es sich um 429 Schengen-Visa für Aufenthalte bis zu 90 Tagen sowie 99 Visa für den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland im Rahmen des Familiennachzugs, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Bundesregierung hatte das Verfahren nach der Naturkatastrophe angekündigt.

Es richtet sich an Betroffene in Syrien und der Türkei. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, zeitweilig bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Das Vorhaben wurde teils kritisiert, weil trotz des Versprechens eines unbürokratischen Verfahrens zum Beispiel ein gültiger Pass und ein biometrisches Foto benötigt werden.


Bildnachweis: © Emrah Gurel/AP/dpa
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