9. März 2023 / Aus aller Welt

Mörder mehr als 27 Jahre nach Tod von Frau verurteilt

Jahrelang hat der gewaltsame Tod einer jungen Frau die Justiz beschäftigt, seit Mitte der 90er Jahre hatten die Ermittler den Mörder gesucht. Nun gibt es ein Urteil - nicht zum ersten Mal.

Der Angeklagte, hier im ersten Prozess im Jahr 2020.
von Martin Oversohl, dpa

Es dürfte einer der «Coldest Cases» der Ermittler gewesen sein, einer der am längsten ungeklärten Fälle der Region. Mehr als 27 Jahre nach der Gewalttat an einer Frau in Sindelfingen bei Stuttgart ist die aufsehenerregende Wiederaufnahme des Verfahrens um den Mord am Donnerstag mit der Höchststrafe für den angeklagten Täter zu Ende gegangen.

Das Landgericht verurteilte den mittlerweile bereits 72 Jahre alten Mann auch im neu aufgerollten Verfahren erneut zu einer lebenslangen Haftstrafe. Er hatte 1995 eine Frau an einem S-Bahnhof attackiert und mit mehr als 20 Stichen umgebracht.

«Ich bin froh, dass es vorbei ist», sagte die Schwester des Opfers nach der Verhandlung unter Tränen. «Das war für unsere ganze Familie eine Riesenbelastung.» Ihr Anwalt sprach von einem «langen Martyrium» für seine Mandantin.

«Narzisstisch-psychopathische Züge»

Für die Kammer bleiben nach dem Verfahren kaum noch offene Fragen. «Es ging ihm darum, sich selbst zu beweisen, ich kann das, ich kann diese junge Frau hier umbringen», sagte der Richter über den Mann. Er trage narzisstisch-psychopathische Züge und habe «nach dieser Selbstbestätigung geradezu gelechzt». Das Opfer sei beim plötzlichen Angriff völlig arg- und wehrlos gewesen.

Aufatmen und Tränen bei den Angehörigen der ermordeten Frau, die sich nicht zum ersten Mal mit dem Fall vor Gericht befassen müssen. Denn der Rentner saß wegen desselben Falls bereits schon einmal auf der Stuttgarter Anklagebank. Dem Bundesgerichtshof (BGH) war das Mordmerkmal der Heimtücke damals jedoch nicht ausreichend bewiesen. Der BGH verwies den Fall zurück.

Staatsanwaltschaft und Nebenklage hatten eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes gefordert. Die Nebenklage wollte zudem eine besondere Schwere der Schuld festgestellt haben. Die Verteidigung hingegen hatte sich für einen Freispruch ausgesprochen oder - im Fall einer Verurteilung - für eine Verjährung. Sie kann im Auftrag ihres Mandanten noch Revision gegen das Urteil des Landgerichts einlegen und wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch tun.


Bildnachweis: © Marijan Murat/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Schöffinnen und Schöffen gesucht
Allgemeines

Wer möchte sich vom 01.01.2024 bis zum 31.12.2028 für das Schöffenamt engagieren?

weiterlesen...
Mann soll als falsche Escort-Dame Kunden erpresst haben
Aus aller Welt

Er habe gedacht, «dass es nicht so schlimm ist»: Knapp 5000 Euro Beute soll ein Mann gemacht haben, indem er sich als Escort-Dame ausgab. Dabei drohte er auch mit einer Entführung.

weiterlesen...
21-Jährige stirbt nach Unfall bei Rosenmontagsumzug in Halle
Aus aller Welt

Ein Karnevalswagen hatte die junge Frau erfasst - der Umzug in Halle war nach dem Unglück abgebrochen worden. Die Polizei ermittelt das genaue Unfallgeschehen.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Vogelgrippe-Virus in Deutschland bei Füchsen nachgewiesen
Aus aller Welt

Die Vogelgrippe betrifft vor allem Wasservögel und andere Vögel. Experten befürchten, dass sich das Virus immer mehr an Säugetiere anpasst. In Deutschland sind jetzt infizierte Füchse gefunden worden.

weiterlesen...
Geberkonferenz: Sieben Milliarden Euro für Türkei und Syrien
Aus aller Welt

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat ganze Regionen zerstört. Der Wiederaufbau wird eine riesige Aufgabe. Bei einer Geberkonferenz in Brüssel zeigt sich die Weltgemeinschaft entschlossen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Vogelgrippe-Virus in Deutschland bei Füchsen nachgewiesen
Aus aller Welt

Die Vogelgrippe betrifft vor allem Wasservögel und andere Vögel. Experten befürchten, dass sich das Virus immer mehr an Säugetiere anpasst. In Deutschland sind jetzt infizierte Füchse gefunden worden.

weiterlesen...
Geberkonferenz: Sieben Milliarden Euro für Türkei und Syrien
Aus aller Welt

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat ganze Regionen zerstört. Der Wiederaufbau wird eine riesige Aufgabe. Bei einer Geberkonferenz in Brüssel zeigt sich die Weltgemeinschaft entschlossen.

weiterlesen...